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Der Shepard-Effekt: eine Klangillusion, die Sie mit FizziQ erkunden können.


Der Shepard-Effekt: ein unendlicher Anstieg… oder fast

Sie kennen sicher die Penrose-Treppenillusion, die scheinbar endlose Treppe, die durch den Künstler M.C. Escher bekannt wurde. Aber kennen Sie auch den Shepard-Effekt, eine akustische Illusion, die in den 1960er-Jahren von dem amerikanischen Psychologen Roger Shepard entwickelt wurde und den Eindruck erweckt, ein Ton steige – oder falle –, ohne jemals einen Höhepunkt zu erreichen? Lassen Sie uns diesen erstaunlichen Effekt mit der FizziQ-App erforschen und analysieren.


Die Ursprünge der Illusion

Roger Shepard promovierte 1955 in Psychologie an der Yale University. Bei den Bell Labs versuchte er, ein klangliches Äquivalent der von Escher popularisierten Penrose-Illusion zu schaffen.


Zu jener Zeit war ein neues Werkzeug erfunden worden: der von Max Mathews entwickelte Synthesizer. Erstmals war es möglich, reine, perfekt kontrollierte Klänge zu erzeugen und sie mit beispielloser Präzision zu schichten. Shepard erkannte die Möglichkeiten dieser Technologie und komponierte eine Sequenz, die ein unendliches Crescendo simulieren konnte.


Später synchronisierte er diesen Ton mit einer Animation von Penroses Treppe und schuf so eine vollkommen stimmige visuelle und auditive Illusion.


Wie funktioniert der Shepard-Effekt?

Die Idee ist elegant. Mehrere reine Sinuswellen im Abstand von Oktaven werden überlagert. Wenn ihre Frequenz gemeinsam erhöht wird:

  • Die stärksten Symptome nehmen allmählich ab, bis sie ganz verschwinden.

  • Unterdessen tauchen im unteren Bereich des Spektrums neue Bassklänge auf.

  • und dass die Zwischentöne – diejenigen, die das Ohr am besten wahrnimmt – stetig ansteigen.


Dieser sorgfältig orchestrierte Mechanismus erweckt den Eindruck, der Ton steige endlos an, während die Sequenz in Wirklichkeit eine perfekt getarnte Schleife beschreibt .


Hören und analysieren Sie den Shepard-Effekt mit FizziQ.

In FizziQ ist der Shepard-Effekt ganz einfach über die Soundbibliothek der FizziQ-App zugänglich. Gehen Sie im Hauptmenü zu „Tools“ > „Soundbibliothek“ > „Shepard“. Ein Klick auf „Play“ löst sofort den „endlosen“ Aufbau aus.


Die Sequenz wird mit nur drei Oktaven erzeugt. Aufnahmen mit mehr Oktaven sind online zu finden, die einen noch stärkeren Effekt erzielen. Diese Version ist jedoch leichter zu analysieren, was wir im weiteren Verlauf dieses Artikels tun werden.


Die Grundfrequenz: Der Beweis, dass alles eine Illusion ist

Ein Ton, der bis ins Unendliche ansteigt, hat keine physikalische Realität. Um dies selbst zu sehen, zeigen Sie einfach die Grundfrequenz in FizziQ an. Starten Sie dazu die Sequenz aus der Bibliothek und wählen Sie „ Messen“ > „Mikrofon“ > „Grundfrequenz“.


Shepard-Effekt – Grundfrequenz mit FizziQ

Was wir beobachten, ist sehr aufschlussreich:

  • Die Grundfrequenz steigt stetig an.

  • Dann, bei etwa 650 Hz , fällt sie abrupt ab.

  • Und der Kreislauf beginnt von neuem.


Anders ausgedrückt: Die Frequenz steigt nicht unbegrenzt an. Der Ton beginnt von Neuem … aber unser Gehirn sieht es nicht kommen.


Das Spektrum: Wo alles klar wird

Die Spektralanalyse legt die verborgenen Mechanismen offen. Kehren wir dazu zum Bildschirm „Messungen > Mikrofon > Frequenzspektrum“ zurück.



Wenn wir die Dynamik des Spektrums in FizziQ untersuchen, beobachten wir verschiedene Phänomene:

  • eine dominante Komponente, die allmählich zunimmt und an Intensität gewinnt,

  • dann, was allmählich nachlässt,

  • während eine andere, ernstere, sanft die Oberhand gewinnt.


Dieser Übergang ist so allmählich, dass man nur eines hört: einen kontinuierlichen Anstieg , obwohl in Wirklichkeit eine neue Welle die vorherige ablöst. Es ist ein perfekt orchestrierter klanglicher Überblendeffekt, der das Ohr täuscht.


Um noch einen Schritt weiter zu gehen

Ein besonders leistungsfähiges Analyseinstrument ist das Spektrogramm , das die zeitliche Entwicklung der Frequenzen darstellt: Die horizontale Achse repräsentiert die Zeit, die vertikale Achse die Frequenzen und die Farben deren Intensität.


Spektrogramm des Shepard-Effekts mit der FizziQ-Webanwendung

Die mobile FizziQ-App ermöglicht noch keine Spektrogrammdarstellung, aber Sie können FizziQ Web (die Browserversion) für diese Analyse verwenden. Das Spektrogramm enthüllt dann den gesamten Mechanismus der Illusion: Man kann deutlich erkennen, wie die hohen Töne am oberen Rand des Spektrums verblassen, während am unteren Rand neue tiefe Töne erscheinen.


Dies ist die perfekte Visualisierung, um den "Überblendeffekt" zu verstehen, der den Eindruck eines unendlichen Anstiegs erzeugt!


Warum tappt unser Gehirn in diese Falle?

Die Illusion nutzt drei Schwächen unseres Gehirns aus:

1. Unsere Aufmerksamkeit ist selektiv: Wir verfolgen die Veränderungen, die am deutlichsten sichtbar sind: hier den lokalen Anstieg. Alles, was am Rande erscheint oder verschwindet, tritt in den Hintergrund.

2. Das Ohr nimmt nicht alle Töne gleich laut wahr: Sehr tiefe und sehr hohe Töne erscheinen schwach. Mittlere Töne – also solche, die kontinuierlich ansteigen – sind am deutlichsten wahrnehmbar. Genau in diesem Bereich ist die optische Täuschung am wirksamsten.

3. Tonale Mehrdeutigkeit: Die verschiedenen Töne, aus denen die Illusion besteht, sind durch eine Oktave getrennt. Da sich die Frequenzverteilung jedoch rasch ändert, kann das Gehirn die Oktave nicht eindeutig identifizieren und auch nicht genau bestimmen, wann die Schleife wieder beginnt. Diese Verwirrung erzeugt eine praktisch unsichtbare „Verbindung“ und täuscht unser Ohr.


Weitere Klangillusionen, die Sie mit FizziQ entdecken können

Der Shepard-Effekt ist nur ein Beispiel unter vielen faszinierenden akustischen Illusionen:

  • McGurk-Effekt : Was wir sehen, verändert, was wir zu hören glauben.

  • Binaurale Beats : Zwei unterschiedliche Töne in jedem Ohr erzeugen eine Phantomfrequenz.

  • Fehlender Grundton : Das Gehirn rekonstruiert einen fehlenden tiefen Ton.

  • Das Paradoxon des Tritonus : Dasselbe Tonpaar kann je nach Hörer ansteigen oder abfallen.


Diese Phänomene bieten zahlreiche Möglichkeiten, Akustik, Psychoakustik und die Funktionsweise unserer Wahrnehmung zu erforschen, und zwar mit einer spielerischen Dimension, die Studierende sofort anspricht.


Fazit: ein hervorragendes Testgelände

Der Shepard-Effekt zeigt, dass unser Ohr, wie unser Auge, getäuscht werden kann. Mit FizziQ wird es zu einem hervorragenden Werkzeug, um zu verstehen, wie Schall funktioniert, wie er analysiert wird und wie unser Gehirn ihn – manchmal auch falsch – interpretiert.

 
 
 

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